"Gegenüber der mythisierenden Praxis der herrschenden Eliten erfordert die dialogische Theorie, dass die Welt enthüllt wird.
Es kann jedoch keiner die Welt für einen anderen enthüllen.
Obwohl ein Subjekt den Vorgang des Enthüllens für andere einleiten kann, müssen doch auch die anderen zu Subjekten dieses Vorgangs gemacht werden." (Paulo Freire: Pädagogik der
Unterdrückten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S.144)
Unser Bildungssystem hat uns auf Vereinzelung und verfolgen sowie verteidigen der eigenen Gedanken und Leistungen getrimmt.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wird zwar immer gefordert, aber wenig durch praktische Anleitungen und Beispiele vermittelt.
Ein forschendes Feld kann in gemeinschaftlicher Entwicklung auf spezifischer Einladung eine Situation schaffen, die alle zu ihren Beiträgen ermutigt und in gegenseitig vorgestellten Geschichten
und Assoziationen alle Beteiligten anregt, über die bisher bekannten Möglichkeiten hinaus zu denken: Neue Seminar- und Veranstaltungsformen, die speziell zu den Themen passen, neue Arbeitsformen,
die intensivere Begegnungen und qualitative Begleitforschung sichern.
Regelmäßige Reflexionen der Vorgehensweisen garantieren die Beteiligungen aller:
Die jeweilige fachliche Fragestellung und die persönliche Einschätzung sollen sich ergänzen, eine politische Einordnung verankert den Weg in die gesellschaftliche Verantwortung der Themen.
Am Beispiel der Flüchtlingsarbeit:
Die beruflichen Mitarbeitenden starten Kreise mit den ehrenamtlich Einbezogenen zur gegenseitigen Fortbildung,
die im Prinzip der Kreisdiskussion (auch als Fishbowl bekannt) auch für die Migranten offen ist und von wechselnden Personen zusammengefasst übersetzt wird.
Am Beispiel der Montagsdemo München:
Kreise bilden, die ihre Interessen zusammentragen und kleine Treffen organisieren oder weitere Internet-Treffpunkte, um Themen wie Datensicherheit, Friedenspolitik, Geldsysteme, etc selbst zu
bearbeiten.
Gruppen mit Schülern, die für ihren diversen Unterricht Beiträge vorbereiten, zu eigenen Diskussionen in ihren jeweiligen Medienkreisen unterstützen, sie zu einem Gesprächskreis mit eigenen
Bekannten einladen ...
Am Beispiel einer sexualpädagogischen Arbeitsgruppe:
Das Fehlen der Begriffe und der Sprache in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die in rechtspopulistischer Polarisierung gegen Gender-Gerechtigkeit als Gleichmacherei und
Familienzerstörung nun gegen die gesellschaftliche Vielfalt polemisiert ...
Reaktionäre Familienbilder als Projektionen von Zukunftsangst blenden die menschliche Selbstbestimmung lieber aus, verweisen alle abweichenden Lebensentwürfe in den Krankheitsbereich und in
kriminelle Ansteckungsgefahr, wie das in den 50er Jahren üblich war: Information ist Verführung.
Neben der eigenen Annäherung an die gefürchteten Themen ist auch die Annäherung an die Angst der sich bedroht fühlenden Menschen, aber auch die Verhetzungs-Energie der reaktionären Einpeitscher
zu ergründen: An welchem Punkt verlassen sie die eigene Logik, werden sie selbst lächerlich? Dort ist mit dem Spiegel schon eine Lösung zu sehen ...
Gedanklicher Hintergrund ist die wissenschaftliche Entwicklung der Pädagogik von Paulo Freire, der nach Projekten
der Alphabetisierung in Brasilen und (für den Weltkirchenrat) in vielen afrikanischen Ländern die Pädagogik der Unterdrückten zusammen mit den kollegialen Fortbildungen im Dialog
entwickelte.
In den USA entstand aus den kooperativen Arbeitsweisen die Lernende Organisation als kunden-orientierte
Betriebsform. (Peter Senge, Fünfte Dimension)
Forschendes Feld im Blog
andere ähnliche Quellen
http://www.fh-potsdam.de/studieren/sozialwesen/studium/forschendes-lernen/
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